Frage: Warum sind kreative Geister zwar oft bekannt, aber ebenso oft finanziell „klamm“, während relativ unbekannte Industrielle geradezu „dagobert-haft“ im Geld schwimmen? Antwort: Weil sie sich in gänzlich unterschiedlichen Erwirtschaftungssystemen bewegen. Ein Beispiel: Der Geschäftsführer eines marktführenden Unternehmens für das ich seit Jahren arbeite, sagte mir einmal: „Wenn Sie mir eine Maschine verkaufen, mit der ich die Produktionskosten um 1% senke, stelle ich Ihnen sofort einen Blanko-Scheck aus, in den Sie die Zahl selbst einfüllen können.“ Das Absurde an dieser Situation: Wir waren gerade in der Budgetkalkulation für eine Werbekampagne für eines seiner Produkte, bei welcher ein und der selbe „Chief“ permanent den Rotstift ansetzte …
Kreatives muss effektiv, Kaufmännisches muss effizient sein.
Effektiv, effizient – was soll das alles? Nicht gerade Begriffe mit denen kreative Grafik-, Foto- oder Filmdesigner täglich umgehen. Deswegen mal zwei Beispiele aus der Musikbranche: Franz Trojan war Schlagzeuger der „Spider Murphy Gang“. Mitte der 80er Jahre war er mehrfacher Millionär, weil auch Mitautor bei so bekannten Gassenhauern wie „Skandal im Sperrbezirk“ oder „Schickeria“. Heute ist der trommelnde Bayer pleite, lebt in einem Wohnwagen von Hartz 4. Eins schon mal vorweg: Der trommelnde Trojan war effektiv. Die Plattenfirma der bajuwarischen Rock’n Roller – damals Electrola – ist heute Bestandteil von „Universal Music, München“, die Superstars wie Adele, Lady Gaga oder die Eagles vermarkten. Und genau das ist effizient. Denn während Trojan & Co. seiner Zeit mit ihren Hits für viel Aufmerksamkeit sorgten, später aber aus der Mode kamen, fusionierten die Tonträgerhändler mit einer Company, die zwischenzeitlich einen aktuelleren Musikkatalog besaß – und genau das ist eben effizient.
Ständig minimierter Einsatz, bei permanent wachsendem Gewinn?
Genau das ist Effizienz. Und die ist keinesfalls das Biotop der Kreativbranche. Hier gilt vorwiegend das Prinzip Effektivität. Egal ob Kult-Combo oder Kommunikationsdesigner – beide Anbieter leben ausschließlich vom Erfolg. Oder anders gesprochen: Beide verdienen nur dann richtig gut, wenn die hohe Aufmerksamkeit der Masse ihnen zuteil wird. Und das gelingt bei kreativen Designern dauerhaft nur über das Wissen, welche gestalterischen Reize – egal ob musikalischer oder visueller Natur – die Synapsen der Umworbenen am gekonntesten umschmeicheln. Nur wenn dann noch ein Verständnis dafür vorhanden ist, in welchem Biotop man als kreativer Mediengestalter tatsächlich zu Hause ist, kann man die eigenen Erfolge selbst zur Beständigkeit machen, welche dann wiederum andere haben wollen, um mehr Aufmerksamkeit für ihr Angebot zu generieren. Und genau das ist dann sowohl die Effizienz in eigener Sache, als auch besonders effektiv.