Fragt man Bettina Scherrieble, was genau sie ab September als Dozentin für Soziale und emotionale Fähigkeiten an der Lazi Akademie unterrichten wird, bekommt man ein leidenschaftliches Plädoyer. Ihr geht es um nicht weniger als das Vermitteln der Freude an Selbstverantwortung und Empowerment. Sie will die Studierenden dazu befähigen, mit den persönlichen und sozialen Ressourcen die eigene Lebenswelt, das eigene Leben selbst und bewusst zu gestalten. All das beginnt mit Selbsterkenntnis. Ein großes Wort? „Nun, zu wissen, wie man tickt, was man kann, was die eigenen Ressourcen sind oder was man braucht, um gut zu funktionieren – das ist die Grundlage“, erklärt sie, „erst dann kann ich doch wissen und artikulieren, wohin ich überhaupt will.“
Fähigkeiten, die unter anderem Bewerbungschancen erhöhen. Unter anderem. Denn: Selbstreflexion befähigt in jeder Lebenslage zu klaren Antworten auf die Fragen „Wie habe ich mich entwickelt, wo stehe ich heute?“. Erlernen lässt sich das durch „genaues hinschauen und hinhören“. Bettina Scherrieble vermittelt den neuen, im ersten Moment ungewöhnlichen Unterrichtsstoff anhand von Modulen, die aus dem Systemischen Businesscoaching kommen: Unterschiedliche Situation erleben und damit umgehen, in Kleingruppen mit verschiedenen Challenges klarkommen, Glaubenssätze erforschen, Aufmerksamkeitsschulungen – es wird nicht nur mit dem Kopf gelernt.
Die Studierenden werden sich fragen dürfen, wo die Wurzeln ihrer Überzeugungen sind. Das ist Forschungsarbeit im besten Sinn: „So lerne ich mich immer mehr und besser kennen“, erklärt Bettina, „und je mehr ich über mich weiß, desto besser kann ich reagieren. Ich kann mit Selbstzweifeln umgehen, und lerne Vertrauen.“ Was sind meine Stärken, was sind meine Schwächen – und: wie kann ich die Schwächen in Stärke umwandeln. Bettina gibt ein Beispiel: „Erkennt jemand zum Beispiel, dass sie oder er immer hippelig ist und schnell ungeduldig wird, so kann die Erkenntnis sein: Ich habe eine gute Umsetzungsenergie. Daher wäre es sinnvoll, mich entsprechen einzusetzen.“
Gleichzeitig geht es darum, Vergleiche zu stoppen – alles ist bunt, jeder hat besondere Fähigkeiten. Das gilt es zu akzeptieren. Besser wäre es, neugierig und aufgeschlossen durch die Welt zu gehen und Neues anzunehmen. Warum all das für das Leben und insbesondere die berufliche Laufbahn so wichtig ist? Bettina weiß aus der eigenen Erfahrung als Unternehmerin, „das Vorgesetzte natürlich immer ein Ziel verfolgen und es schätzen, wenn Mitarbeitende sich darüber im Klaren sind, wie sie leisten können, ohne ständig zu fragen. Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein sind gefragt, Softskills wie Kommunikation und Eigeninitiative, Offenheit für Veränderungen, Konfliktmanagement und gutes Umgehen mit Kritik.“ Im Ringen um die beste Lösung, gilt es, das eigene Ego nicht in den Vordergrund zu stellen. Das ist Teamfähigkeit. Auch um die Vermittlung dieser Skills geht es ihr.
All das skizzierte ist ein Weg. Ihn zu gehen, bedeutet viele kleine Schritte hin zu einer Lebensvision. Groß denken ist erlaubt! Denn: Eine Lebensvision zu haben, darauf hinzufiebern und sich am stückweisen Erreichten erfreuen und nicht von Ängsten, Umständen, Freunden oder Eltern davon abbringen lassen – das ist Lebensfreude.