Lazi Akademie: Ricarda, was genau war bzw. ist deine Rolle bei der Planung der Werkschau-Events?
Ricarda: Das ist eine komplexe Aufgabe. Zu Beginn des Semesters, wenn die Werkschau noch in weiter Ferne scheint, treffen sich alle Beteiligten für ein General Meeting, das bisher wöchentlich stattfand. Dabei kommen Studierende aus völlig verschiedenen Phasen ihrer Ausbildung zusammen – diejenigen, die ihre Zwischenprüfungen ablegen werden und jene, die bereits vor ihrem Abschluss stehen. Eine Gruppe also mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen. Meine Hauptaufgabe besteht darin, sie alle auf die Ausstellung vorzubereiten. Eine Herausforderung, weil im Grunde die meisten von ihnen noch keine Ausstellungserfahrung haben. Ich unterstütze sie dabei, ihre Projekte optimal zu präsentieren, wobei gutes Design das eigene Standing und die Selbstvermarktung fördert und ihnen zu einem erfolgreichen Start verhelfen soll. Zu meiner Rolle gehört es, ihnen die Bedeutung ihrer Arbeit zu verdeutlichen und sie zu motivieren, ihre ganze Energie in die Ausstellung einzubringen, ihnen zu sagen: Eure Arbeit ist gut, seid stolz darauf, versteckt euch nicht!! Ihr müsst eure ganze Energie in die Werkschau stecken und euch überlegen, wie wir daraus einen fantastischen Raum machen, indem jeder das zeigt, was er kann. Ich helfe also dabei, einen spannenden Raum zu gestalten, in dem jeder seine Fähigkeiten bestmöglich präsentieren kann. Das beinhaltet auch die Aspekte des Brandings und der visuellen Kommunikation, um ein fesselndes Storytelling zu ermöglichen, das kleine Dialoge erzeugt und alle Teilnehmer/innen deutlich hervorhebt.
Lazi Akademie: Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit den Studierenden bei der Vorbereitung ihrer Präsentationen vorstellen, was passiert alles im Vorfeld?
Ricarda: Jeder Präsentationsstand soll ja eine individuelle Geschichte erzählen. Die Studierenden beginnen also mit einer Idee, die sie begeistert und zur Gestaltung motiviert. Sie reflektieren intensiv über ihre Werke, darüber, was sie damit ausdrücken möchten und wie. Ich stelle ihnen dafür verschiedene Konzepte vor – von Ausstellungsarchitektur bis hin zur Inszenierung – als kreative Anstöße. Und wir brainstormen dazu. Diesmal haben wir dabei das Motto „Wir packen aus“ entwickelt, das wir nun für zukünftige Werkschauen beibehalten werden. Die Visualisierung dieses Mottos ist dann ebenfalls ein gemeinsamer Prozess und eine wirklich schöne, bereichernde Erfahrung. Nicht zu vergessen die Organisation des Events. Alle Aufgaben werden aufgeteilt, wir bilden Teams in denen eigenverantwortlich gearbeitet werden soll – was manchmal funktioniert und manchmal halt auch nicht.
Lazi Akademie: Welche Teams organisieren die Werkschau und welche Themen ergeben sich dabei?
Ricarda: Von Innen- und Außengestaltung bis zu Veranstaltungsmanagement und Catering ist alles dabei. Wir haben immer auch ein eigenes Kurator/innen-Team. Das hat entworfen und wir haben dann gemeinsam die wichtigen Fragestellungen durchgesprochen: gibt es Blickachsen und die Möglichkeit für kleine Dialoge, gibt es Spannungen zwischen den einzelnen Ständen? Kann man das begreifen, wenn man da durchläuft? Verdeckt der eine nicht den anderen, stiehlt der eine dem anderen nicht die Show, ergeben sich Konkurrenzsituationen? Denn im Grunde genommen geht es ja darum, für die Qualität der eigenen Arbeit zu sensibilisieren. Was kann ich nach außen tragen, was muss ich wie nach außen tragen? Ein Probelauf für die Wirklichkeit, die professionelle Realität! Einige mussten im Laufe dieser Planungsprozesse mit ihrem Stand mehrfach umziehen. Konkurrenz- und Platzierungsprobleme führten zu Herausforderungen, die ich als Vermittlerin lösen musste und lösen konnte. Manchmal hatte ich bis zu 30 Sprachnachrichten auf meinem Telefon… Doch am Ende haben wir alle Probleme gemeistert. Es war eine intensive, aber unglaublich erfüllende Zeit, in der wir gemeinsam etwas erschufen und alle lernten, dass niemand perfekt ist, aber jeder Beitrag zählt.
Lazi Akademie: Du hast gerade schon gesagt, dass es natürlich auch Hürden gab. Wenn du jetzt an die Herausforderungen denkst, was war denn so oder was ist so typisch für eine Werkschau? Du sagst ja, das kommt im Grunde eigentlich immer vor.
Ricarda: Die Herausforderungen einer jeden Werkschau beginnen mit dem oft abstrakten Konzept einer Ausstellung, das plötzlich Realität wird. Das führt gelegentlich zu Panik, weil einem die Zeit davonläuft. Typisch für eine Werkschau ist das Gefühl, anfangs noch viel Zeit zu haben, bis plötzlich der Druck spürbar wird. Die individuelle Gestaltung der Stände, bei der jeder seinen eigenen, einzigartigen Beitrag leistet, ist ein Kernaspekt. Dabei kommt es sowohl auf die Eigeninitiative als auch auf die Abstimmung untereinander an. Es soll ja ein harmonisches Gesamtbild geschaffen werden, in Übereinstimmung mit den Anforderungen, dem Programm und der Location, die bespielt werden kann: Ein denkmalgeschützter, spezieller Raum. Wie also bespielt man einen Kirchenraum, wie schafft man es, sich diesen Raum zu eigen zu machen? Das erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema und eine enge Zusammenarbeit aller. Das war also immer wieder Teamwork, das waren extreme Erfahrungen – jeder musste seinen Stand der Gruppe auch vorstellen und sich der Kritik stellen, den Empfindungen anderer. Das hat viele Impulse gegeben.
Wir mussten Samstagmorgen mit dem Aufbau beginnen. Am Samstagnachmittag musste alles fertig sein und ihr habt ja auch gesehen, das waren zum Teil sehr, sehr aufwändige Stände. Wenn du so eine kurze Aufbauzeit hast, muss vorher wirklich alles auf den Millimeter genau ausgemessen und einfach nochmal durchgespielt worden sein. Das heißt, ich habe ganz schön viel auch von denen gefordert an Konzentration. Und Engagement und, und und. Das war ein zugegeben stressiger Countdown, eine Herausforderung. Solch eine Ausstellung funktioniert ja nur, wenn du wirklich alles, was den Aufbau anbelangt, bis ins Kleinste durchdacht hast. Schwierigkeiten während des Aufbaus sind nicht ungewöhnlich und erfordern ohnehin oft genug kreative Lösungen vor Ort. Die Ausstellung wird daher auch durch die Anpassungsfähigkeit der Studierenden geprägt, die lernen, Probleme als Chance zur Entwicklung neuer Ideen zu sehen. Die Studierenden mussten ihre Stände ja im Grunde komplett fertig haben, dann reintragen und drauf reagieren, was ist. Wir wollten zum Beispiel im Treppenhaus die Plakate aufhängen, die sind aber dann im Druck irgendwie nicht gut rausgekommen und dann haben wir einfach mit leuchtend grünen Klebestreifen experimentiert und das war toll. Ich glaube, das war für alle einfach eine gute Erfahrung, dass sie das können, dass sie so im Einzelnen, aber auch im Team nach außen treten können.
Lazi Akademie: Jetzt ist die Werkschau vorbei. Was hat dieser Event mit den Studierenden und auch mit dem ganzen Team gemacht, hast du da Feedback bekommen?
Ricarda: Ja klar. Nach dem Abschluss des Events haben wir uns noch einmal zusammengefunden, auf der Bühne, und unsere Gedanken und Gefühle ausgetauscht. Ich glaube, es herrschte eine tiefe Zufriedenheit unter uns, wir waren glücklich – ein Gefühl des gemeinsamen Erfolgs. Trotz der kleinen Dramen – alles wieder abbauen müssen, dann waren plötzlich ein paar der Studierenden verschwunden und doch wieder da – endete der Abend in einer warmherzigen Atmosphäre. Wir trafen uns später noch an der Lazi, bestellten Pizza, spielten Klavier und sangen zusammen. Es war ein emotionaler Moment, in dem Tränen flossen und wir uns unzählige Male voneinander verabschiedeten. Was für ein Abschluss eines herausfordernden Jahres – eine ganz, ganz tolle Gemeinschaftserfahrung! Diese Werkschau hat unsere Gemeinschaft gestärkt, wir haben die Kreativität und das Teamwork gefeiert. Eine wunderbare Bestätigung für das, was wir alle mit so großer Leidenschaft machen. Diese zwei Tage waren in ihrer Intensität und Schönheit wirklich etwas ganz Besonderes. Ich bin überzeugt, dass wir alle, Studierende wie Dozierende durch diese Erfahrungen enger zusammengewachsen sind und sie uns in unserem kreativen Schaffen und im Leben weiterbringen werden. Die Werkschau ist ja nicht nur ein Zeugnis unserer Arbeit, sondern auch ein Raum, in dem sich die eigene Energie jedes Einzelnen entfalten kann.
Die Nervosität und das Lampenfieber, das sicher viele von uns verspürt haben, waren natürlich auch Begleiter dieses Events. Doch es war auch eine Chance, zu lernen, wie man mit diesen Gefühlen umgeht und sie sogar in etwas Positives umwandelt.
Lazi Akademie: Blickst du jetzt bereits auf die nächste Werkschau?
Ricarda: Nach der Werkschau ist vor der Werkschau, oder? Die nächste Veranstaltung verspricht ebenfalls wieder großartig zu werden. Die General Meetings sind zukünftig anderes getaktet. Wir treffen uns jetzt 14-tägig mit etwas mehr Zeit. Das Motto bleibt, die Location auch und ja die nächste Werkschau wird groß, das sind sehr starke Jahrgänge – das sechste und das vierte Semester sind einfach viele, zahlenmäßig also fast doppelt so viele wie bei der letzten Werkschau. Nun, wir bleiben flexibel.
Die Arbeit, die wir in die Plakatierung, die Presse und die sozialen Medien stecken, zeigt unsere Hingabe und unser Engagement für dieses Projekt. Wir sind gespannt auf das, was die Zukunft bringt, und freuen uns darauf, diese einzigartige Gemeinschaftserfahrung erneut zu teilen.
Liebe Ricarda, hab vielen Dank für das Gespräch.