Dagmar Lazi ist seit kurzem auch Kommunikationstrainerin für Gewaltfreie Kommunikation (GFK). Warum an der Lazi-Akademie deshalb nicht gleich das große Liebhaben stattfinden muss, aber sich im kommunikativen Umgang miteinander doch einiges ändern wird, beantwortet die Akademieleiterin jetzt im aktuellen Interview mit Nils Hemme Hemmen:
> Was leistet GFK, was herkömmliche Kommunikation nicht leistet?
GFK ist keine Methode, auch keine Technik. Also das heißt, man kann sie nicht lernen, indem man Regeln auswendig lernt oder bestimmte Redewendungen anwendet. GFK ist vielmehr eine Haltung, die man in sich entwickelt. Dazu gehört das Bewusstsein, sich darüber klar zu werden, was man im Leben eigentlich möchte, was einem wichtig ist, was man braucht, um letztendlich glücklich zu sein. Also ist die GFK ein wichtiges Element, diese Erkenntnisse in sich lebendig werden zu lassen. Ich werde mir klar darüber, was ich eigentlich will. Diese innere Haltung drückt sich dann auch in der Sprache aus, die vorurteilsfrei, zugewandt und empathisch ist. Marshall Rosenberg, der die GFK in die Welt gebracht hat – in den USA unter dem Begriff Nonviolent Communication (NVC) geführt – hat einige Bücher zu diesem Thema geschrieben und weltweit kann man viele Workshops zu diesem Thema besuchen.
> Wie kann GFK hier an der Akademie eingesetzt werden?
Das ist nicht schwer. Denn überall wo Menschen sind, gibt es auch Konflikte. Große und kleine. Die GFK ist eine wunderbare Möglichkeit mit Konflikten so umzugehen, dass es keinen Gewinner und keinen Verlierer gibt. Empathisches Zuhören, nachfragen ob man wirklich alles verstanden hat, Bedürfnisse klären und Lösungen suchen. Ich habe damit wirklich sehr gute Erfahrungen gemacht. Wenn mir wirklich zugehört wird und ich ein ehrliches Interesse an meinem Anliegen spüre, wenn ich meinem Gegenüber wirklich zuhöre und versuche sein Anliegen so gut es geht zu verstehen, dann bin ich viel eher bereit Kompromisse einzugehen.
Meine Vision ist, die GFK nicht nur in meinen Alltag zu integrieren, sondern tatsächlich ebenfalls ein Klima in der Akademie zu entwickeln, in dem diese Werte gelebt und umgesetzt werden. Das geht nicht von heute auf morgen, aber es ist machbar. Im kommenden Jahr werde ich damit anfangen.
> Was hat Dich zu dieser Ausbildung letztendlich motiviert?
Früher bin ich oft in Konflikten wütend gewesen und habe mit Worten mein Gegenüber verletzt. Meine Wut war zwar draußen, aber mein Gegenüber war frustriert und hat sich mir gegenüber verschlossen. Das hat mich traurig gemacht, denn das wollte ich nicht. Ich habe nach Wegen gesucht, anders mit mir und meiner Umwelt umzugehen und bin dabei auf die GFK gestoßen.
> Wenn man/frau sich noch nie mit GFK beschäftigt hat, kommuniziert man/frau dann grundsätzlich "gewaltvoll"?
Ich würde nicht sagen "grundsätzlich", aber es ist schon viel Zündstoff in manchen uns so gewohnten Ausdrucksweisen. Ich nenne mal ein kurzes Beispiel. "Du kommst immer zu spät"! Das ist an sich schon ein fetter Vorwurf und fast alle, die das hören, fangen an, sich innerlich zu wehren und zu sagen, „Das stimmt doch gar nicht"! In der GFK würde man präzise benennen, wann die Person zu spät gekommen ist. Das nimmt viel "Energie" aus dieser Situation und der Betroffene fühlt sich nicht pauschal falsch beurteilt, sondern kann sich mit der wahren Tatsache auseinandersetzen.